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1. Neueste Geschichte - S. 208

1859 - Leipzig : Fleischer
208 Eine Synode setzte 1833 die Unabhängigkeit der griechischen Kirche sest und hob die bisherige Unterordnung unter den Patriarchen von Constantinopel auf. Die Regierung verlegte Ende 1834 ihren Sitz von Nauplia nach Athen. Am 1. Juni 1835 übernahm der König selbst die Zügel der Regierung und erließ eine herzliche Anrede an sein Volk. Graf Armansperg blieb bis 1837 der Rathgeber des jungen Monarchen. Die für die Wohlfahrt des Landes zweckmäßigen Einrichtungen wurden fortgesetzt; namentlich ist die Sorge für Volksbildung durch verschiedene Schulanstalten und das Dotations- gesetz zu erwähnen. Letzteres gewährte jedem Familienhaupte das Recht, bis zur Höhe von 2000 Drachmen (500 Thaler) Nationalgut zu erwerben. Da- durch wurde es möglich, daß viele Eigenthumslose einen Besitz erhielten und mit demselben ein Interesse an geordneten Zuständen gewannen. Der Staat hob sich sichtlich; die Einwohnerzahl Athens stieg z. B. in den ersten vier Jahren von 7000 auf 18000; die Staatseinnahmen wuchsen von 7 Mill. Drachmen aus 16 Millionen. Ein lebhafter Wechselverkehr zwischen Baiern und Griechenland wurde durch gegenseitige Besuche unterhalten und 1837 vermählte sich König Otto mit der Prinzessin Amalie von Oldenburg. Allein trotz manchem Gelungenen und günstig sich Entwickelnden waren die öffentlichen Zustände doch keinesweges beruhigt und gesichert. Die Re- gierung selbst wurde namentlich durch dringende Geldnoth in der Ausführung der nöthigen Einrichtungen gehemmt und geschwächt. Noch reichten die Staats- einnahmen nicht zur Deckung der Ausgaben. Ein bedeutender Theil der erwähnten Anleihe hatte bei der nach der Wahl König Otto's durch die Pforte gebilligten .Gränzbestimmung als Entschädigung gezahlt werden müssen, und das letzte Drittheil der Anleihe verzögerte England, weil noch immer die dem Lande verheißene Verfassung nicht gegeben sei. Auch das Volk selbst wünschte die Erfüllung dieser Zusage. Ganz besonders aber wurde das Mißvergnügen der Griechen durch den Druck und den Eigennutz der fremden Beamten aufgeregt. Mancher Abenteurer war nach Griechenland gekommen, um sich dort zu bereichern oder durch ein Amt sich zu versorgen, und der Widerwille der Griechen traf dann den Schuldigen wie den Wohlmeinenden. Ueberhaupt fühlte sich der Nationalstolz verletzt, daß nach der Erlangung der Freiheit nun die Ehre und Macht der öffentlichen Stellen meist in Händen der Fremden war, daß bei der Begründung der Zustände die Nation selbst sich so wenig betheiligen durfte. Die unregelmäßigen Truppen des Befrei- ungskrieges und ihre Häuptlinge, kräftige, aber undisciplinirte Schaaren, vermehrten die Zahl der Unzufriedenen, da sie nicht die Berücksichtigung fanden, welche sie erwarteten. Zu allen diesen Schwierigkeiten und Parteiungen kam nun noch die Bevormundung des jungen Staates durch die drei Schutzmächte, welche, die Beschwerden des Nationalgefühles vermehrend, um so übler wirkte, da die Gesandten der Mächte für Erreichung ihrer besonderen Zwecke unter- und gegeneinander intriguirten. Die Regierung schien über die im Lande verbreitete Unzufriedenheit hin- wegzugehen. Km Anfang September 1843 richteten die Mächte eine Note an das griechische Ministerium, worin zur Verleihung einer Verfassung und

2. Neueste Geschichte - S. 172

1859 - Leipzig : Fleischer
172 Druck der bürgerlichen und kirchlichen Verhältnisse die von jeher dauernde Spannung und Feindseligkeit zwischen den Engländern und den Eingeborenen in einen unruhigen Zustand ausgebrochen. Der Grundbesitz der Insel war allmählig größtentheils in die Hände des englischen Adels und der englischen höheren Geistlichkeit gekommen und während die Einkünfte des Landes We- nigen im Ueberfluß zukamen, schmachtete das Landvolk in Druck und Elend. Dazu trat, daß die Irländer größtentheils Katholiken sind und neben dem reichen Zehnten, den sie der englischen Kirche steuerten, ihre eigne katholische Geistlichkeit unterhalten mußten. So geschah es, daß der Zehnte häufig verweigert und den Einnehmern Widerstand entgegengesetzt wurde. Nächtliche Versammlungen des Landvolkes verbreiteten sich über die ganze Insel; es bildeten sich geheime Rache-Verbindungen, Bandmänner, Weißburschen oder Levellers genannt. Ihnen gegenüber trat die englisch-protestantische Partei der Oranten Männer auf, welche in Uebermnth und Haß gegen die Un- terdrückten ihre Macht mißbrauchte. Verbrechen und Gewaltthaten nahmen überhand. Das englische Ministerium sah sich zu Zwangsmaßregeln genöthigt, um die öffentliche Sicherheit in Irland zu schützen. Durch den Ausschluß der Katholiken vom englischen Parlament war der - Mehrzahl der Irländer jede Mitwirkung an der Gesetzgebung und dem öffent- lichen Leben entzogen. Schon längst war gegen diese Beschränkung ange- kämpft worden; Canning hatte bedeutend für die Emancipation der Katho- liken gewirkt. Nun wurde 1828 der Irländer O'connell, ein Katholik, zum Parlamentsmitgliede gewählt. Er hatte die Behauptung aufgestellt, daß der frühere Ausschluß der Katholiken von dem englischen wie irischen Parlamente seit der Vereinigung beider Parlamente (1801) nicht mehr gültig sei. Wel- lington, zu jener Zeit an der Spitze des Ministeriums, obwohl persönlich der Emancipation abgeneigt, fühlte, daß ohne schwere Erschütterungen der Ausschluß der Katholiken nicht mehr aufrecht zu erhalten wäre, und nach schweren und stürmischen Debatten im Parlament wurde die Emancipation der Katholiken und ihre Zulassung im Parlament durchgesetzt und am 13. April 1820 zum Gesetz erhoben. — Im folgenden Jahre am 26. Juni starb König Georg Iv. In Frankreich hatte, wenn auch von dem Volke, das sich von der Er- innerung an die ruhmreiche Regierung Napoleons nicht losmachen konnte, we- nig geliebt, der gutgesinnte Ludwig Xviii. (1814—1824) mit Mäßigung und Milde regiert, obwohl er nicht im Stande war, den ungestümen Eifer der Royalisten zu dämpfen, welche, mit blindem Haß gegen alle seit der Re- volution geschehenen Veränderungen erfüllt, Frankreich in die Zeit feudaler Oberherrlichkeit zurück zu schrauben trachteten. Der Graf von Artois und die Herzogin von Angouleme, Tochter Ludwigs Xvi., deren Gemüth durch die Schreckenstage ihrer Jugend mit unversöhnlichem Groll verbittert war, standen an der Spitze dieser Partei. Als des Königs einstigen Nachfolger betrachtete man seinen Neffen, den geistvollen Herzog von Berry, den zweiten Sohn des verhaßten Grafen Artois. Allein Berry wurde 13. Febr. 1820, als er eben am Opernhause aus dem Wagen stieg, von einem Fanatiker, Namens Louvel, erdolcht, der dazu keinen andern Grund hatte, als seinen Haß gegen die Bourbons. Bald darauf gebar die Wittwe des Ermordeten

3. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 43

1844 - Stuttgart : Metzler
Solon. 43 und den Ruf seiner Weisheit gelangte er zu Ansehen. Er wurde zum Archon (Staatsoberhaupt), Friedensstifter und Gesetzgeber gewählt; denn Athen befand sich damals durch den Uebermuth der Reichen und das große Elend der Armen in einem kläglichen Zustande. Drako's vor kurzer Zeit gegebene Gesetze waren zu streng, als daß sie immer hätten befolgt werden können. Man konnte mit Recht voll ihnen sagen, sie seyen mit Blut geschrieben; weil sie jedes Verbrechen ohne Unterschied mit dem Tode be- straften. Solon verminderte die Schuldenlast, verringerte den Zins- fuß und setzte Drako's Gesetze außer Kraft. Die höchste Gewalt, die Entscheidung über Krieg und Frieden, die Wahl der Staats- beamten und die Gesetzgebung übertrug er dem Volke. Jeder ehrenwerthe Bürger hatte das Recht, tu der Volksversammlung zu erscheinen, und nur die ärmste Klasse war vor: den öffentlichen Aemtern ausgeschlossen. Der Beamte war unbesoldet, die Ehre sein einziger Lohn. Die Erziehung der Kinder überließ er den Eltern; die Jünglinge aber wurden verpflichtet, die öffentlichen Schulen zu besuchen, wo Altweisung zu körperlichen Uebungen und geistiger Unterricht ertheilt wurde. Viele Verordnungen Solon's können noch jetzt als Muster bienen; einige davon sind auch für euch verständlich und verdienen es, daß ihr sie eurem Gedächtnisse einprägt. Es sind folgende: Ein Sohn ist nicht verpflichtet, seinen Vater im Alter zu unterstützen, wenn dieser ihn nicht zur Erlernung einer nützlichen Kunst angehalten hat, durch welche sein Fortkommen gesichert ist. Hingegen soll derjenige von dem Umgänge ehrbarer Leute ausgeschlossen seyn, welcher sein Vermögen vergeudet, oder seine rechtschaffenen Eltern im Alter Mangel leiden läßt. Wer in der Schlacht den Fuß feige zur Flucht wendet, ist ehrlos. Die Kinder derjenigen, welche im Dienste des Vaterlandes ihr Leben verloren haben, sollen bis zum Mannesalter aufstaats- kosten erzogen werdet:. Kein Gläubiger darf seilten Schuldner zum Sklaven machen.

4. Erster Unterricht in der Weltgeschichte für die untern Abtheilungen der Bürger- und Gelehrtenschulen; oder anschauliche Erzählungen und Schilderungen aus der alten und mittlern Geschichte - S. 96

1844 - Stuttgart : Metzler
96 Marcus Atilins Regulus. und C. Duilius Nepos die Enterbrncken erfand, welche wenn sie niedergelassen wurden, sich vermittelst eines spitzigen eisernen Stieles in dem feindlichen Schiffe befestigten, und so es den Römern möglich machten, dasselbe wie eine Schanze zu erobern. Aus diese Weise erfochten sie den ersten Seesieg unter Duilins (260 v. Chr.) und vier Jahre später einen noch gläuzendern un- ter dem Cvnsul Regulus, der nun sogleich den Entschluß faßte, nach Afrika überzusetzen und den Feind in seinem eigenen Lande anzugreifen. Da er während seines Amtsjahres so große Feld- herrntalente und eine seltene Rechtschaffenheit gezeigt hatte, so ließ ihn der Senat unter dem Flamen eines Prokonsuls bei dem Heere. Regulus aber, der als Feldherr eines siegreichen Heeres oft Gelegenheit gehabt hatte, sich durch Beute zu bereichern, war so arm, daß er den Senat um Abberufung beit, um seinen Acker bestellen zu können, damit Frau und Kinder nicht Mangel litten, besonders da sein Vater gestorben rind ihm ein Sklave mit den besten Ackergcräthen davon gelaufen sey. Der Senat ließ sein kleines Landgut auf öffentliche Kosten bestellen, der Frau und den Kindern des Feldherrn den nöthigen Unterhalt reichen und die gestohlenen Sachen wieder ersetzen. Indessen war Regulus mit seinen Legionen siegreich bis vor die Mauern Karthagos vor- gedrungen, und schon fürchtete die stolze Stadt, unter den er- niedrigendsten Bedingungen Frieden schließen zu müssen, als die Ankunft griechischer Hülfsvölkcr, die in ihrem Solde standen, den Muth der Bürger aufs neue belebte. Der Spartaner Xanthi- pos erfüllte als Feldherr in Karthago alles mit neuem Geiste, lieferte den Römern ein Treffen und schlug sie so entscheidend, daß nur 2000 Mann dem Tod oder der Gefangenschaft ent- rannen (255 v. Chr.). Unter den Gefangenen befand sich auch der Procousul. Fünf Jahre hatte er der Freiheit entbehrt, als die Karthager, müde des blutigen Kampfes, der indessen mit abwechselndem Glücke fortgedauert hatte, ihn mit einigen andern Gesandten nach Rom schickten, um einen ehrenvollen Frieden, oder doch Auswechslung der Gefangenen zu bewirken. Durch einen feierlichen Eid war Regulus vorher verpflichtet worden,

5. Theil 1 - S. 139

1839 - Leipzig : Fleischer
139 Marcus Fabius Ambustus, der zwei Töchter hatte. Die ältere war an einen Patricier, Servius Sulpicius, die andere an einen reichen Plebejer, Licinius Stolo, vermählt. Die letztere war eines Tages bei ihrer Schwester, als Sulpicius, der in dem Jahre Kriegs- tribun war, vom Markte nach Hause kam. Die ihn begleitenden Lic- toren schlugen mit Heftigkeit an die Hausthüre, damit ihrem Gebieter geöffnet werde. Als die jüngere Schwester darüber erschrak, nicht wis- send, was der Lärm bedeute, wurde sie von ihrer Schwester verlacht, die dabei äußerte, solcher Ehre könne Licinius freilich als Plebejer nicht wohl ttzeilhaft werden; (denn obgleich auch Plebejer dazu wählbar wa- ren, so wurden sie doch nur selten gewählt. Diese Kränkung konnte die eitle Frau nicht vergessen. Endlich gestand sie ihrem Manne und ihrem Vater, was ihr Gemüth quäle, und beide versprachen ihr, alles zu thun, um den plebejischen Familien gleiche Ehre mit den patrici- schen zu verschaffen. Jetzt bewarb sich Licinius um die Volkstribu- nenwürde, und als er sie erlangt hatte, verband er sich mit seinem Collegen L. Sextius, und machte den Antrag zu drei berühmten Ge- setzen, durch die der römische Staat einen neuen, rascheren Umschwung erhielt: 1) Es sollen statt der bisherigen Consular-Tribunen wieder Consuln gewählt werden, der eine aus den Patriciern, der andere aus den Plebejern. 2) Zur Erleichterung der Schuldner sollen die bisher bezahlten Zinsen vom Capital abgerechnet, und dieses in drei Jahren gezahlt werden. 3) Jeder römische Bürger soll Ansprüche aut das Gemein- land haben, und keiner mehr als 500 Morgen davon besitzen; wer mehr davon besitzt, soll es herausgeben, aber dafür Geldentschädigung erhalten. Das letzte Gesetz war gegen die Patricier gerichtet, welche sich bisher des Gemeinlandes das ist desjenigen, welches dem ganzen Staat gehörte, und meist aus Eroberungen entstanden war, bemächtigt hatten. Ueber jene drei Vorschläge gerieten nun die Patricier in große Unruhe, und suchten sie dadurch zu vereiteln, daß sie die übrigen Tribunen auf ihre Seite brachten, die ihr Veto gegen die Vorschläge aussprachen. Dagegen ließen Licinius und Sextius fünf Jahre keine Magistrats- wahlen zu Stande kommen, indem sie bei jeder Wahl ihr Veto riefen. Ihre Hartnäckigkeit besiegte endlich den Widerstand der andern Tribu- nen, und nach neunjähriger heftiger Aufregung hatte endlich Lici- nius die Freude, daß seine Vorschläge in der Volksversammlung an- genommen wurden 367. Einer der neugewählten Consuln war der Plebejer Sextius. Als aber der Senat sich weigerte, ihn zu bestäti- gen, entstand ein gräulicher Tumult. Der alte Camill, in dieser Noth zum Dictator gewählt, erschien auf dem Markte, um Ruhe zu stiften. Aber seine Stimme wurde nicht mehr gehört; dix Plebejer umdräng- ten seinen Richterstuhl, und schon erscholl der Ruf: „Reißt ihn herab!" schon griff man ihn bei seiner Toga: da endlich gab er nach, und

6. Theil 1 - S. 247

1839 - Leipzig : Fleischer
247 29. Die Kaiser des Isten, 2ten und 3ten Jahrhunderts. — Zerstörung Jerusalems 70. — Herculanum und Pompeji 79. (G.uba. Otho. Vitellius. — Vespcisian 69 — 79. Colosseum. Zerstörung von Jerusalem 70. — Situò 79 — 81. Untergang Hcrculanumö und Pompeji 79. — Domitian 81 — 96. — Nerva 96 — 98. — Trajan 98 — 117. — Hadrian 117 — 139. — Antoninus Pius 138—161.— Antoninus Philosophus 161 —180. — Ccmmodus 180 — 19a— Schlechte Kaiser des 3tcn Jahrhunderts.) Nach Nero's Ermordung wurden fast alle Kaiser nur durch die Soldaten, meist durch die Prätorianer, bestimmt. Manchmal wählten sie den, der ihnen der Würdigste schien, oft aber den, der ihnen das größte Geschenk bot. Hielt der neue Kaiser sein Versprechen nicht, oder verlor er sonst die Liebe der Soldaten, so ermordeten sie ihn, und wählten einen andern, und so geschah es, daß manche Kaiser nur einige Wochen regierten. Von den vielen Kaisern, die Nom in dem zwei- ten und besonders dritten Jahrhundert hatte, sind leider nur wenige gute zu rühmen. Viele waren roh, oder nur dem Genüsse ergeben, ja manche wahre Ungeheuer. Galba, der 72 Jahre alte Statthalter von Spanien, der den Nero gestürzt hatte, machte sich durch Geiz und Habsucht verhaßt, und da er den Prätorianern das beim Regierungs- antritt gewöhnliche Geschenk verweigerte, so empörten sie sich, ermor- deten ihn nach einer 7monatlichennegierung, und wählten den Otho zum Kaiser. Aber auch dieser behauptete sich nicht lange, nur 3 Mo- nate; denn die deutschen Legionen hatten indessen ihren Feldherrn Vi- lellius zum Kaiser ausgerufen, und führten ihn nach Italien. Bei Bedriacum (zwischen Cremona und Verona) erlitt der ihnen entgegen- ziehende Otho eine Niederlage. Er durchstach sich dann mit einem Dolche: „ich will nicht," sagte er, „daß um meinetwillen der Bür- gerkrieg fortdaure. " Vitellius zog nach Rom, behauptete sich aber nur 8 Monate. Seine große Schwelgerei und Freßsucht machten ihn verächtlich; die Legionen in Aegypten riefen den Feldherrn Vespa- sian, der gerade Jerusalem belagerte, zum Kaiser aus, und auch an- dere Legionen (in Syrien, Mösien und Pannonien) stimmten der Wahl bei. Ein Theil derselben zog nach Rom; die Stadt wurde erstürmt; die Soldaten zogen fechtend ein, und ermordeten Vitellius, der sich ängstlich verkrochen hatte. Von nun an folgte eine Reihe guter Kaiser. Obenan steht Vespa si an (69 — 79), ein recht wackrer Mann. Er gab strenge Gesetze gegen alle Unsittlichkeiten, stellte den innern Frieden wieder her, besiegte auswärtige Feinde, schaffte die Majestätsgerichte ab, lebte mäßig und sparsam, und übte Gerechtigkeit. Er erbaute viele noch

7. Theil 1 - S. 132

1839 - Leipzig : Fleischer
132 rascht, daß er anfangs kein Wort hrrvorbringen konnte, und die Thränen ihm in die Augen traten. Endlich rief er gerührt aus: „so wird also mein Acker dieses Jahr nicht besäet werden können!" und nun ging es nach Rom. — So lange diese Stadt solche Männer hatte, die mit strengster Rechtschaffenheit Genügsamkeit verbanden, war es stark und glücklich. Aber auch unter dem gemeinen Volke wurde große Gewissenhaft tigkeit gefunden. Kurz vorher, ehe Cincinnat als Diktator nach Rom kam, hatte ein kühner Sabiner (Herdonius) während der Nacht sich des Capitols bemächtigt. Die Consuln hatten geschwind das Volk bewaffnet, und dies hatte geschworen, nicht eher die Waffen niederzu- legen, bis es ihm befohlen werden würde. Die Sabiner wurden ver- trieben, und an die Stelle des dabei gebliebenen Consuls Cincinnat gewählt. Als dieser nun die Soldaten ins Feld führen wollte, wei- ' gerten sie sich zu marschiren, weil die Patricier das Gesetz des Teren- tius nicht genehmigen wollten. „Wie?" rief Cincinnat, „ihr wolltet euren Eid brechen?" — Und sogleich folgten ihm Alle bereitwillig. Nach vielen Zänkereien wurde endlich durchgesetzt, daß drei ver- ständige Männer nach Griechenland, besonders nach Athen, reisen, und dort gute Gesetze sammeln sollten. Nach zwei Jahren kehrten sie zu- rück, und nun wurde bestimmt, daß statt aller übrigen obrigkeitlichen Personen zehn Männer, Decemviren genannt, gewählt werden soll- ten, welche die Gesetze ordnen, und über ihre Ausübung wachen soll- ten. Alle Jahre sollten andere Decemviren gewählt werden. Die neuen Gesetze wurden auf zehn eherne Tafeln gegraben, und vom Volke gebilligt. Einer der Decemviren war Appius Clau- dius, ein stolzer, zu allen Verbrechen fähiger Mann. Er hatte durch Heuchelei das Volk bewogen, daß er nicht nur gewählt, sondern auch für das zweite Jahr bestätigt wurde, und nun zeigten er und die übri- gen neun, daß sie für immer Herren Roms bleiben wollten. Sie legten ihre Würde nicht nieder, nahmen eine Leibwache von 120 Ge- richtsdienern (Lictoren) an, und tyrannisirten das Volk. Wer weiß, wie lange dieser unglückliche Zustand gedauert hätte, wenn nicht zwei Verbrechen, welche sie sich zu Schulden kommen ließen, 449 sie ge- stürzt hätten. Es war nämlich wieder ein Krieg mit einigen benachbarten Völ- kern (den Aequern und Sabinern) ausgebrochen, und einige der Zehn- männer waren/im Lager, während die andern in Rom regierten. Die im Lager suchten hier gelegentlich diejenigen Römer auf die Seite zu schaffen, die ihnen gefährlich dünkten. Keiner hatte dreister über ihr tyrannisches Verfahren gesprochen, als Siccius Den ta tus, ein all- gemein geachteter Plebejer. Er hatte in 120 Gefechten seine Tapfer- keit bewährt, war mit ehrenvollen Narben bedeckt, und bis zum Range

8. Theil 2 - S. 195

1839 - Leipzig : Fleischer
195 deurschen Kaiser zu wählen. Der Erzbischof von Cöln und die meisten andern Fürsten wählten Grafen Richard von Cornwallis, 125,6 —1272, einen tapfern und umsichtigen Herrn, Sohn Johanns ohne Land und Bruder König Hein- richs 3. von England, weil er ein reicher Mann war, und man große Geschenke von ihm erwarten konnte. Richard nahm die Krone an, beschenkte auch die Wahlfürsten reichlich. Einige aber meinten, er hätte ihnen weniger gegeben als den andern. Besonders gehörte der Erz- bischof von Trier zu den Unzufriedenen, und bewirkte, daß diese den König von Castilien Alfons 10. (gest. 1284) wählten, der den Beinamen des Wei- sen führte, weil er in der Sternkunde wohl erfahren war. So hatte Deutschland also wieder zwei Herren, die aber auch so wenig für dies damals recht unglückliche Land thaten, wie früherhin Konrad 4. und Wilhelm. Richard ist zwar dreimal nach Deutschland gekommen, reiste aber immer bald wieder nach England zurück, und Alfons ließ sich in Deutschland nie sehen. Daher wird auch die Zeit von Friedrichs 2. Tode bis zum Toderichards das Interregnum genannt, weil die Deutschen von 1250 an so gut wie gar keinen König hatten. Richard starb endlich 1272. Nach Alfons fragten die Deutschen gar nicht mehr, und schritten gleich zu einer neuen Wahl. Dabei mußte mit größerer Vorsicht zu Werke gegangen werden, als bisher, wenn man dem armen Deutschlande helfen wollte. Man bedurfte eines Mannes, der Kraft, Muth und Festigkeit genug besaß, die an Unordnungen und Räubereien gewöhnten Edelleute zur Pflicht zurückzuführen, aber dabei doch selbst nicht allzu mächtig war, damit er nicht die mächtigen Herzoge unterdrücke. Einen solchen Mann glaubte man an dem frommen Grafen Rudolph von Habsburg (1273—1291) gesunden zu haben. Besonders empfahl ihn Werner von Eppenstein, Erzbischof von Mainz, der ihn genau kannte. Als nämlich dieser Werner nach Rom reisen mußte, um sich von da den Erzbischofs-Mantel zu holen, und durch die Schweiz ging, bat er den Grafen, ihm bis an die Gränze Italiens das Geleite zu geben, weil es damals höchst unsicher zu reisen war. Rudolph that das gern, und als sie sich wieder trennten, schüt- telte ihm Werner dankbar die Hand, und sprach: „wolltegott, Herr Graf, daß ich noch so lange lebte, bis ich euch den mir geleisteten Dienst vergelten kann!" Sein Wunsch wurde jetzt erfüllt. Alle Für- sten stimmten ein, und sogleich wurde eine Gesandtschaft an Rudolph abgeschickt. Dieser belagerte gerade die Stadt Basel, als die deutschen Herren in seinem Lager erschienen, ihm die auf ihn gefallene Wahl mel- deten, und ihn einluden, recht geschwind nach Aachen zu kommen, und 13»

9. Theil 2 - S. 229

1839 - Leipzig : Fleischer
229 sich näherte, so schlossen sich die Träger jener Särge dem Zuge an. Ganze Familien starben aus; viele Häuser und Aecker waren ohne Besitzer, und ungestört setzten sich Fremde in den Besitz solcher herren- loser Grundstücke. Bei weitem steht auch die größte Sterblichkeit unsrer Lage bei ähnlichen Seuchen gegen die damalige zurück. In Florenz allein starben über .100,000; das Verhältniß der Gestorbenen zu den Lebenden war 3 zu ñ oder 7 zu 10. Zu derselben Zeit, als der schwarze Tod in Italien zuerst auf- trat, ereignete sich in Rom eine seltsame Regierungsveränderung. Im Jahr 1347 trat hier ein Mann von niederer Geburt auf, der die Frei- heit des alten Roms wiederherzustellen sich bemühte. Cola di Rienzi, der Sohn eines Weinschenks, war durch das Studium der Werke des klassischen Alterthums und durch die Betrachtung der Ueberreste des alten Roms für diejenigen Staatsformen hochbegeistert worden, denen, wie er wähnte, Rom einst seine Größe zu verdanken gehabt habe. Er dürstete danach, diese Größe Rom wiederzugeben, und es unabhängig zu machen von Kaiser und Papst. Wirklich war der Zustand Roms sehr traurig. Der Papst war noch in Avignon; die römischen Barone hatten ihre Paläste in Festungen verwandelt, befehdeten einander, und schämten sich nicht, Räubereien zu verüben. Raub, Mord und Brand wurden ungestraft begangen; denn der Senator, der im Namen des Papstes befehlen sollte, hatte weder den Willen noch die Macht, dem Unwesen zu steuern. Dieser Zustand der Verwilderung trug viel dazu bei, in Cola di Rienzi die Ueberzeugung hervorzurufen, daß es anders werden müsse. Seine glühende Vaterlandsliebe, seine genaue Kennt- niß des Alterthums und seine hinreißende Beredsamkeit machten ihn zu der Rolle, die er übernahm, geschickt; aber seine Eitelkeit, sein Mangel an Menschenkenntniß und kriegerischem Muth führten später- hin seinen Untergang herbei. Zum ersten Male war er 1342 aufge- treten, als die Römer an Papst Clemens 6. eine Gesandtschaft nach Avignon schickten, ihn zu bitten, seine Residenz wieder nach Rom zu verlegen. Er und der berühmte Dichter Petrarka erhielten den Auf- trag, und Cola führte mit beredter Zunge das Wort. Zwar lehnte der Papst den Antrag ab, ernannte aber den Redner zum Notar der apostolischen Kammer. Jetzt beschloß Cola einen Versuch zu machen, das Volk für seinen Plan, die Größe Roms herzustellen, zu gewinnen. Eines Tages ließ er auf dem Capitol ein großes Bild aufstellen: man sah auf den Wellen des aufgeregten Meeres ein ohne Segel und Steuer treibendes Schiff. Auf dem Verdeck kniete eine schwarzgeklei- dete Frau mit aufgelöstem Haar, mit gerungenen Händen um Ret- tung flehend. Darunter die Worte: „dies ist Rom!" Nachdem das Volk sich neugierig um das Gemälde gesammelt hatte, trat Cola her- vor, und hielt eine feurige Rede, in welcher rr den Verfall des Vater-

10. Theil 2 - S. 98

1839 - Leipzig : Fleischer
98 Swens trefflicher Sohn, Kanut der Große, um die Herrschaft von England mit dem tapferen Sohne Ethelreds, Edmund Jronside (sprich Eirenseide) (Eisenseite), gekämpft. Anfangs war der Ausgang ungewiß; da aber einer der englischen Großen, Edrik, mit einem Theile des Heeres zu Kanut überging, setzte sich dieser in den nördlichen Pro- vinzen fest. Unter diesen Umständen war Ethelred gestorben, und Ed- mund war König geworden. Auch als solcher setzte er den Krieg mit den Dänen fort, bis er, wieder durch die Verrätherei jenes Edrik, den er mit Vertrauen wieder ausgenommen, eine Niederlage bei Assing- ton (in Esser, nahe an der linken Seite der Lhemsemündung) 1016 gegen Kant erlitt. Dieser versöhnte sich nun mit Edmund; sie theilten das Reich, so daß Kanut Northumberland, Mercia und Ostangeln, also die nördlichen und östlichen Provinzen, Edmund die südlichen und westlichen erhielt. Aber wenige Monate darauf starb der wackere Ed- mund, man sagt ermordet auf Edriks Betrieb. Von nun an (1016 —1035) regierte der Däne Kanut der Große ganz England, und suchte nicht durch Gewalt, sondern durch die Liebe seiner Unterthanen seine Herrschaft zu behaupten. Er ver- diente auch diese Liebe; denn er war gerecht gegen jeden, Sachsen und Dänen, und bemühte sich, beide Nationen mit einander auszusöhnen") Bald nach ihm (1041) starb sein Haus aus, und nun wählten die Engländer wieder einen einheimischen König, Eduard 3. den Be- kenner (d. i. der Heilige). Er war der jüngste Sohn Ethelreds, und bekam seinen Beinamen wegen seiner Enthaltsamkeit. Ohne Kraft und Selbständigkeit stand er ganz unter dem Einflüsse des Grafen • r, 1'f r,., ' , Godwin, der weitlauftigere Besitzungen als der König hatte, und nach dem Tode des kinderlosen Eduard den Thron zu besteigen hoffte. Zwar starb Godwin noch vor Eduard, aber sein Sohn Harold erbte die Ansprüche und den Stolz seines Vaters. Aber er hatte einen ge- fährlichen Mitbewerber an den Herzog der Normandie, Wilhelm den Eroberer, der mit Eduard verwandt war. Als nun Eduard 1066 starb, und mit ihm Alfreds Stamm er- losch, bemächtigte sich Graf Harold sogleich der königlichen Gewalt. Aber nun machte sich Wilhelm, Herzog der Normandie, auf, Eng- *) Von seiner Vernunft ist folgendes ein Beweis: Seine Höflinge schmei- chelten ihm einmal sehr, und meinten, er vermöchte Alles. E>a ließ er seinen Stuhl auf die von der Ebbe trockene Meeresküste setzen, und als nun die Fluth zurück- kehrte, befahl er dem Meere, stehen zu bleiben, und seine Füße nicht zu benetzen. Aber es wuchs immer höher, so daß er den Stuhl wcgnehmcn lasten uiu;tfe. „Seht!" ries er nun, „wie Unrecht thut ihr, meine Macht zu preisen, der ich nicht einmal den Wellen des Meeres gebieten kann. Nur Einer ist da, der sprechen kann: „bis hierher und nicht weiter!" Vor ihm sinkt alle menschliche Größe in Nichts zusammen."
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TM Hauptwörter (200)200

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